Offener Brief von Vertreter:innen der WCMX-Szene, der Skateboard-Szene, der BMX-Szene, des Beirats für Menschen mit Behinderung sowie der Jusos Lüneburg

Sehr geehrte Oberbürgermeisterin Kalisch,

vor knapp drei Jahren wurde einer der letzten entkommerzialisierten Orte aus dem Stadtbild entfernt, den Lüneburg zu bieten hatte: der Skatepark an den Sülzwiesen. Der Skatepark war schon immer ein wichtiger Treffpunkt für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene und fehlt massiv. Es wurde schon Ende 2019 der zügige Wiederaufbau versprochen. Im September 2022 wurde der Baustart auf unbestimmte Zeit verschoben, weswegen wir uns auf diesem Wege an Sie wenden.

Skaten, BMX und WCMX bekommen gesellschaftlich einen immer größeren Stellenwert. Seit letztem Jahr ist Skateboarden olympische Disziplin, BMX bereits seit 2008. WCMX existiert in Deutschland als Sportart erst seit 10 Jahren, doch es fanden hierzulande schon mehrere internationale Wettbewerbe statt.

Es handelt sich um Individualsportarten für Menschen, die sich in ihrem Sport frei entfalten wollen, ohne Vorgaben und ein strenges Regel-Korsett. Gleichzeitig findet immer ein Miteinander statt und wer will, kann sich in Wettbewerben messen. Ein angemessenes Training ist für Lüneburger Sportler*innen nur möglich, indem weite Strecken gefahren werden, zum Beispiel nach Hamburg. Das ist finanziell und zeitlich kaum zu bewältigen und zeigt sich konkret darin, dass bereits ein BMX-Sportler seine Profi-Karriere frühzeitig aufgeben musste, weil es keine wohnortnahe Trainingsmöglichkeit mehr gibt.

Auch Anfänger*innen wird der Einstieg in die Sportarten erschwert, da vor Ort fast keine Kurse oder professionellen Angebote möglich sind. Dabei sind diese stark nachgefragt, mit steigender Tendenz. In Lüneburg gibt es kaum Sportangebote für Menschen mit Behinderung und wenige Begegnungsmöglichkeiten für Menschen mit und ohne Behinderung. Es fehlt an niedrigschwelligen Angeboten für Kinder und Jugendliche aus allen gesellschaftlichen Bereichen, für Inklusion und Integration. Der Skate- und Bikepark an den Sülzwiesen ist ein Ort, der genau dafür konzipiert wurde.

Der Ansatz, den neuen Skate- und Bikepark an den Sülzwiesen unter Nutzer*innen-Beteiligung zu planen, ist da. Es gab diverse Treffen, an denen wir teilgenommen und unser Know-how eingebracht haben. Allerdings hörte die Beteiligung an dieser Stelle unfreiwillig auf.

Angefangen hat es damit, dass wir erst vom Abriss des alten Skateparks erfahren haben, als die Bagger bereits rollten. Des Weiteren haben wir von Fortschritten und Verzögerungen – wenn überhaupt – ausschließlich im Nachhinein aus der Presse erfahren. Von der Ausschreibung für die Bauarbeiten hörten wir erst, als diese bereits wieder gestoppt war. Uns wurde schriftlich versprochen, die fertigen Baupläne einsehen zu können – bis heute haben wir sie nicht zu Gesicht bekommen, inzwischen wurde uns mündlich mitgeteilt, dass das auch nicht vorgesehen ist. Die Kommunikation seitens der Verwaltung ist mangelhaft.

Wir sind massiv enttäuscht von dem Prozess, fühlen uns durch die Verwaltung der Hansestadt Lüneburg hingehalten und nur pro forma einbezogen, um uns ruhig zu stellen. Aufgrund der zahlreichen Ärgernisse drängt sich uns der Eindruck auf, dass die Menschen und die Anliegen, die wir vertreten, als weniger wichtig angesehen werden, nicht wert, sich für sie zu engagieren. Dem Projekt Skatepark Sülzwiesen wird keine angemessene Priorität zuerkannt. Das muss sich ändern. Jetzt.

Frau Oberbürgermeisterin, Sie selbst haben die Wichtigkeit einer Skateanlage benannt und fordern, Konzepte anzugehen, die schon lange in Schubladen liegen. Sie möchten Begegnungsräume und Verweilbereiche ohne Konsumzwang schaffen. Ihnen liegen die Themen Gesundheit, Sport, Inklusion und Integration am Herzen, ein wichtiger Grundpfeiler des Projekts „Zukunftsstadt“ ist ein Miteinander der Generationen.

All das wollen wir auch. All das bietet der Skate- und Bikepark an den Sülzwiesen. Sie haben vor einem Jahr einen Generationenwechsel im Rathaus beschworen – und er wurde vollzogen. Mit Florian Foster steht Ihnen auch endlich ein neuer Sozialdezernent zur Seite, dem wir an dieser Stelle einen guten Start in den Job wünschen. Wir setzen unsere Hoffnung in Sie beide und in die vielen motivierten Politikerinnen und Politiker, die mit großem Elan die Aufgabe angenommen haben, diese Stadt zu regieren. Bitte unterstützen Sie unser Anliegen und nutzen Sie die Instrumente, die Ihnen als oberste Verwaltungschefin zur Verfügung stehen.

Wir fordern Transparenz, echte Beteiligung und Beschleunigung des Projekts. Wir fordern einen verbindlichen Zeitplan, der einen Baustart im Frühjahr 2023 beinhaltet. Wir fordern eine Aufstockung der Gelder, falls nötig. Es kann auch über einen abschnittsweisen Bau diskutiert werden.

Obwohl wir so oft vor den Kopf gestoßen wurden, erklären wir hiermit ausdrücklich unsere Bereitschaft zur Mitarbeit und Unterstützung, um den Skatepark an den Sülzwiesen zu verwirklichen – unter der Bedingung, dass uns ein angemessener Umgang und entsprechender Respekt entgegengebracht wird.

Mit freundlichen Grüßen,

Miriam Ihnen (für die WCMX-Szene und als Mitglied im Beirat für Menschen mit Behinderung)

Tobias Ludwig (für die Skateboard-Szene)

Christian Lutz (für die BMX-Szene)

und die Jusos Lüneburg