„CDU und FDP im Niedersächsischen Landtag machen es sich zu einfach, wenn sie die Aufklärung bezüglich der erhöhten Leukämie-Rate in der Elbmarsch dem Bund und der Europäischen Union zuschieben“, kritisiert die Lüneburger SPD-Landtagsabgeordnete Andrea Schröder-Ehlers. Sie drängt angesichts der deutlichen Häufung von Erkrankungen auch rund um das marode Atommülllager Asse darauf,

das Blutkrebsrisiko jetzt sowohl in der Elbregion als auch in der Umgebung anderer Atomkraftwerke und Lagerstandorte kleinräumig untersuchen zu lassen und die Ursachenforschung mitsamt Bodenproben nicht weiter auszubremsen.

Das Land Niedersachsen stehe nachwievor sehr wohl in der Pflicht, die Gründe für das weltweit auffälligste Leukämie-Cluster mit 19 in den vergangenen 21 Jahren erkrankten Kindern und Jugendlichen in der Nähe des Atommeilers Krümmel und des ehemaligen GKSS-Forschungsreaktors in Geesthacht aufzuklären, so die sozialdemokratische Politikerin. „Das ist das Land den leidgeprüften Familien sowie den zu Recht beunruhigten Menschen in der Elbmarsch schuldig.“

Jetzt, wo das niedersächsische Krebsregister aufzeige, dass sich in der Umgebung des Atommülllagers Asse in Wolfenbüttel im Untersuchungszeitraum 2002 bis 2009 die Zahl der Leukämie-Erkrankungen bei Männern mit 18 Fällen verdoppelt und die Erkrankungsrate bei Frauen mit Schilddrüsenkrebs sogar verdreifacht habe, komme der dringlichen Notwendigkeit weiterer wissenschaftlicher Untersuchungen eine neue Dimension zu. „Eine sachliche Aufklärung dieser unheimlichen Serien ist erforderlich, ohne dass schon im Vorfeld ein möglicher Zusammenhang mit Atomkraftanlagen geleugnet oder die Häufung der Erkrankungsfälle als Zufall eingestuft wird, wie es Landesregierung und Bundesregierung derzeit tun“, erklärt Schröder-Ehlers.

Die Landtagsabgeordnete verweist auf die KIKK-Studie von 2007, deren aufwendige Untersuchungen zeigen, dass die Wohnortnähe zu einem Atomkraftwerk das Risiko von Krebserkrankungen bei Kindern signifikant erhöht. Zudem habe eine weitere Studie des Helmholtz Zentrums München Auswirkungen auf die Geschlechterverteilung bei Neugeborenen im Umkreis der Asse nachgewiesen, was auf die Strahlenbelastung zurückgeführt werde. Die Ärzteorganisation IPPNW lasse die Unterstellung der Bundesregierung nicht gelten – den Zufall als Ursache anzunehmen, erscheine extrem unwahrscheinlich.

„Die niedersächsische Landesregierung zeigt bislang leider keinen Aufklärungswillen. Vor zwei Wochen erst haben CDU und FDP erklärt, das Thema endgültig beenden zu wollen“, bemängelt Schröder-Ehlers. „Die alarmierenden Befunde dürfen von den Regierungsfraktionen aber nicht einfach weiter ignoriert werden – im Interesse der Bevölkerung!“

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