Im stillstehenden Kernkraftwerk Krümmel in Geesthacht wurden Fakten geschaffen, der Siedewasserreaktor soll laut Vattenfall-Europa-Chef Tuomo Hatakka bis Ende dieses Jahres wieder anfahrbereit sein. Aufgrund der Laufzeitverlängerung soll das Atomkraftwerk dann noch mehr als 20 Jahre laufen. Empört darüber ist die Lüneburger Landtagsabgeordnete Andrea Schröder-Ehlers (SPD): „Krümmel gehört zu den gefährlichsten Atommeilern Deutschlands – der Pannenreaktor gehört für immer vom Netz!“

Fast eine halbe Milliarde Euro hat die Betreiberfirma seit dem Brand eines Transformators im Juni 2007 in das Kernkraftwerk Krümmel investiert. Der pannenanfällige Atommeiler soll bei der schwarz-gelb geführten Aufsichtsbehörde in Kiel so schnell wie möglich anfahrbereit gemeldet werden, vorher muss Vattenfall als Betreiber der Anlage noch eine Zuverlässigkeitsprüfung bestehen. Eine solche Prüfung war auch 2009 vor dem Wiederanfahren erfolgt, bis zur nächsten Panne hatte es dann gerade einmal zwei Wochen gedauert.

„Krümmel ist eines der ältesten und unsichersten Atomkraftwerke und besonders anfällig für mögliche Terrorangriffe“, so Landtagsabgeordnete Schröder-Ehlers. Die dünne Außenwand des Reaktors könne beispielsweise dem Aufprall eines großen Flugzeugs nicht standhalten. In einer öffentlichen Anhörung des Bundestagsausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit in der letzten Woche sei diese Problematik von Sachverständigen erörtert worden – dabei sei deutlich geworden, dass die ältesten Kernkraftwerke nicht mehr voll nachrüstbar seien, Baumaßnahmen unermesslich hohe Kosten mit sich brächten und wichtige Sicherheitselemente somit dauerhaft fehlen würden.

„Hinzu kommt, dass auch die vorgesehenen Schutzkonzepte völlig überholt sind oder sich nicht realisieren lassen“, erklärt die Landtagsabgeordnete, „und dass man sich in unserer Region auch noch mit Schrecken an die wiederholt unzureichende Informationspolitik des Betreibers nach dem Auftreten eines Störfalls erinnert.“ Alles in Allem ließen diese Risiken für die Bevölkerung nur einen Schluss zu: Das Atomkraftwerk Krümmel müsse für alle Zeiten abgeschaltet bleiben. „Damit hätte dann auch der peinliche Schlingerkurs der Niedersächsischen CDU zu diesem Thema endlich ein Ende“, meint Schröder-Ehlers.

Die Lüneburger Sozialdemokratin begrüßt, dass die Umweltschutzorganisation Greenpeace vor mehr als einem Jahr bei der Atomaufsicht Schleswig-Holstein einen Antrag auf Widerruf der Betriebsgenehmigung gestellt hat. Allerdings sehe die Novelle des Atomgesetzes, das morgen (28. Oktober 2010) im Bundestag verabschiedet werden soll, die Abschaffung dieses Klagerechts vor. „Laut schwarz-gelber Bundesregierung sollen Flugzeugabstürze auf Atomkraftwerke als erweitertes Restrisiko gelten und Klagemöglichkeiten für betroffene Dritte ausgeschlossen werden“, kritisiert Andrea Schröder-Ehlers.

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